Dienstag, 8. November 2011
Die Infantilisierung der Gesellschaft schreitet fort
War bis vor Kurzem der gute alte Gummistiefel noch den Kindern und den Bauern vorbehalten, so tun neuerdings trendige junge Frauen mit, sobald auch nur drei Regentropfen fallen. Je quietschebunti um so besser. Jene von London bis Rom anerkannte Regel der Zivilisation, das schlechte Wetter als solches anzuerkennen und ihm in Würde zu begegnen, und zwar mit einem dezenten Regenschirm und Unterstand suchend, wurde für nichtig erklärt und stattdessen der Regen umdefiniert und auch noch zum Event erklärt. Denn man lässt sich ums Verrecken nicht das Gut-Drauf-Sein verderben. Aber es musste ja so kommen, nachdem es Bommelmütze und Fausthandschuhe vorgemacht haben: was wir als Zwölfjährige noch verachteten, und zwar zu Recht, weil wir nicht mit unseren jüngeren Geschwistern gleichgestellt werden wollen, ziehen diese sich seit einigen Wintern die Stricksachen ganz freiwillig über Ohren und Hände. Als nächstes wird bestimmt der Hosenträger aus den Kinderzimmern gezerrt. Das Gräuslichste ist: während in London und Rom der Gummistiefel in spätestens zwei Jahren durch ist (ähnlich wie der Birkenstocklatsch, vor dem man eines, zwei Sommer lang nicht mal in Barcelona sicher war), wird er in Berlin von jetzt an für die nächsten 50 Jahre zur Grundausstattung gehören, denn er ist bekanntermaßen PRAKTISCH.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen