Nachdem der Barca schon sehr oft in seiner Geschichte selbige geschrieben hat und sowohl im Politischen als auch im Fußballerischen den zivilisatorischen Fortschritt markierte (Rückschläge und Fehlentwicklungen eingeschlossen), hat der Barca unter Frank Rijkaard eine nie da gewesene Stufe der Entwicklung erreicht – ja quasi den Fußball vom Kopf auf die Füße gestellt.
Nun gab es damit allerdings ein Problem. In den fünf Jahren gewann der Barca nur zwei Ligen und eine Champions League – brillant in den Jahren 2005 und 2006 - die letzten beiden Jahre blieben titellos.
Ganz ehrlich: Klar ist nach all den verlorenen Jahren von Faschismus, Krieg und Real-Meisterschaften (also alles zusammen in diesem Fall) der Wunsch groß, endlich die Titel zu holen.
Dass die vereinigten Reaktionäre aller Länder dies durchkreuzen, indem sie die zarte Pflanze des Hedonismus zerstören, nachdem diese nur einen Sommer blühte, ist auch klar. ABER: was bleibt sind die Menschen und ihre Entwicklung, ihre Entfaltung, oder deren Begrenzung. Und dass Messi im November 2008 ein Interview im Kicker gibt, das voll kaum versteckter Achtung zu Frank schier überschäumt ist deshalb auch kein Zufall. Es ist der kurze Sommer – 17. Mai 2006, Gewinn der CL in Paris, ja in Paris - der wahrhaften, weil sich der Maschinerie der geschmacklosen Ergebnisheinis, brutalen Logik der Unterordnung und Gewalt widersetzenden, Anarchie, den wir ob seiner Kürze beklagen und manchmal übersehen, wie lange er doch Wirkung hatte.
Nur vergleichbar zum Mythos Johann, den wir nie haben spielen sehen, der aber Real Madrid in jenem Herbst 1974 in Madrid mit 0:5 geschlagen hat und wie immer in der Halbzeit und nach dem Spiel eine Camel ohne Filter geraucht hat. Apropos Drogen: ich springe zurück zum Frank, der mehr als einmal mit der Bierdose im Teambus gesehen wurde und der von den Supps durchaus auch mal mit einem Transpi “You'll never smoke alone” begrüßt wurde.
Und deshalb ist die Frage: Was wollen wir? Titel ohne Revolution, oder nur in ihren übriggebliebenen Versatzstücken (Xavi, Messi, Iniesta, Etoo, Henry, Pujol, Bojan)? Oder nehmen wir die aktuellen Niederlagen (es sind die Siege nach Punkten) mit Guardiola hin, in dem Wissen, erlebt zu haben, Zeuge geworden zu sein, dass gehen kann, von dem die, sie seien noch mal zitiert, vereinigten Reaktionäre aller Länder, behaupten, dass es eben nicht geht.
Dass Guardiola wie ein billiges Abziehbild des einst so wenig beliebten Jose Mourinho (damals beim Chelsea FC) wirkt, gerät zur Randgeschichte, genau wie die Ereignisse der letzten fünf Jahre. Dass heute fast alle Spieler die Arbeitsmethoden und die Disziplin von Guardiola bevorzugen beweist nur, dass sie für die Freiheit noch nicht ganz so reif waren wie es schien. Dass Franks Barca ob der Resultate vom Guardiola immer weiter zurückgedrängt wird, bedeutet, dass wir irgendwann von der „Frank-Barca-Lüge“ reden werden müssen.