So genannte Volksweisheiten, Sinnsprüche, etc. haben sich über Jahrhunderte tief in der Seele des deutschen Volkes erhalten. Dabei werden Arbeit und Ehrlichkeit abgefeiert und komplizierte gesellschaftliche Zusammenhänge extrem simplifiziert. Diese Dummheiten sind auch nicht frei von Rachegedanken und nationalistischem und rassistischem Gedankengut. Wissenschaftlich sind diese „Volksgeisteblitze“ nicht haltbar.
Hauptakteure in diesem Geflecht aus Dummheiten und Lügen sind auf der einen Seite „mir“, „uns“ und „der kleine Mann auf der Straße“ und auf der anderen Seite, „die“, „se“ und „die da oben“.
Heute: Wer feiern kann kann auch arbeiten
Mit Sicherheit einer der dümmsten Sprüche der einem so unter kommen kann und vor allem so falsch. Rein empirisch sollte doch jeder Mensch wissen, das es nach einer durchzechten Nacht einem sehr sehr übel ankommt, morgens um 6:00 bei der Schicht oder um 8:00 im Büro zu erscheinen, geschweige denn auch noch ordnungsgemäß seinen arbeitsvertraglichen Verpflichtungen nachzukommen. Selbst das sehr viel erträglichere „so zu tun, als ob man beim Wachstum des Bruttosozialprodukts seinen Anteil zu leisten erachte“, wird durch den Zustand des ausgezehrten eigenen Körpers verunmöglicht.
Immer wird dieser Spruch mit einem missbilligenden Unterton abgesondert. Man muss daraus schließen, das der Zecher etwas prinzipiell Unehrenhaftes oder Unredliches tut, vor allem aber keinen Grund hat, der Arbeit fernzubleiben oder einmal auf der Arbeit erschienen, keine Müdigkeit vorschützen darf, da es ihm ja ganz offensichtlich so gut geht, das er sich des Nachts herumtreiben kann.
Die Arbeit bleibt die große Konstante im Leben des Deutschen, das Fernbleiben darf das Individuum niemals eigenständig entscheiden, sondern es unterliegt immer gesellschaftlicher Repression, nicht umsonst ist Deutschland eines der Länder der EU die den niedrigsten Krankenstand hat – der „Gelbe-Zettel-Urlaub“ ist gesellschaftlich schon lange nicht mehr en vogue und war es wohl auch nie.
Ausnahmen werden immer im deutschen Kollektiv entschieden und sind national bestimmt. Denn wenn es dem deutschen Patrioten zupass kommt, wird das Regelwerk schon mal modifiziert – wie zuletzt zur EM 2008. Tausende Unternehmen ließen die Spätschicht ausfallen, damit die Angestellten und Arbeiter ihrer Nationalmannschaft zugucken konnten. Der Einzelne darf das nicht entscheiden, aber hier wurden in volkswirtschaftlich relevanten Größenordnungen Produktionseinheiten weggeschmissen.
Aber macht doch was ihr wollt, geht auf Arbeit oder sonst wohin. Wir stattdessen heben noch einen auf den Genuss, den Gelben Urlaubszettel für Morgen schon in der Tasche. Und wenn ihr bruttosozialproduktet, drehen wir uns nochmal im Bett um oder sitzen verrauscht und verkatert im Flieger nach irgendwohin (schon klar, es ist dann letztlich doch wieder das NOU CAMP), um WIRKLICH Fussball zu gucken.
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